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Nun erheben auch Pflegefachleute und Spitex Vorwürfe.
Aus Regionaljournal Bern Freiburg Wallis vom 19.04.2024. Bild: Keystone/Gaetan Bally
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Misstöne an Berner Inselspital Druck auf Inselspital: Jetzt mucken Spitex und Pflege auf

«Es geht nur noch ums Geld»: Im Inselspital rumort es weiter. Nun äussern ehemalige Pflege-Kader neue Vorwürfe.

Das Inselspital kommt nicht zur Ruhe. Nach der Ärzteschaft und dem Starchirurgen Thierry Carrel kritisiert nun auch das Pflegepersonal die Zustände am Inselspital.

Das ist die Kritik der Mitarbeitenden im Pflegebereich: Von einem «Klima der Angst» sprechen verschiedene ehemalige Führungskräfte sowie noch immer angestellte Personen im Pflegebereich des Inselspitals. Das zeigen SRF-Recherchen. Sie kritisieren die aktuelle Führung um Direktionspräsident Uwe E. Jocham und Verwaltungsratspräsident Bernhard Pulver. Alles drehe sich nur noch um die Finanzen. Barbara Zurschmiede-Dupras, frühere Leiterin Pflege Medizinbereich Neuro, bestätigt, was auch andere Personen sagen: Langjährige Mitarbeitende seien versetzt und degradiert worden – obschon sie gute Rückmeldungen für ihre Tätigkeit erhalten hätten. Das wirke sich auf die Stimmung aus: «Wenn Mitarbeitende Angst um ihren Job haben, verhindert dies gute Arbeit. Und der Job macht so letztlich keine Freude mehr.»

Inselspital Pflege
Legende: Eine Pflegefachperson betreut eine Patientin am Berner Inselspital. Keystone/Gaetan Bally

Eine beim Inselspital angestellte Pflegeperson äussert sich anonym. «Wenn ich Kritik äussere, muss ich mit Konsequenzen rechnen. Die Fälle der Leitungspersonen zeigen: Es kann jeden treffen.» Irritierend sei, dass die Führung eine gute Zusammenarbeit und Selbstverantwortung verlange, dies selber aber nicht vorlebe.

Deshalb muckt die Spitex auf: Die Spitex ist unzufrieden mit der Situation im Inselspital, insbesondere mit der Übergabe der Patientinnen und Patienten bei Spitalaustritt. «Zum Teil fehlen Informationen. Das kostet uns Zeit, Nerven und Energie», sagt Claudine Bumbacher, Geschäftsleiterin der Spitex Bern. Zudem würden immer mehr Patientinnen nach Hause entlassen, die noch sehr schlecht «zwäg» seien. Gerade deshalb brauche es eine gute Übergabe. Etwas, das in der Insel in den letzten ein bis zwei Jahren immer weniger gemacht werde. «Wenn der Patient das Gefühl hat, zu früh entlassen worden zu sein, ist das Stress für alle.» Bumbacher erklärt sich die Probleme mit dem finanziellen Druck und den vielen Veränderungen im Spital.

Das sagt das Inselspital: Die Insel-Führung um Uwe E. Jocham und Bernhard Pulver will sich zu den erneuten Vorwürfen nicht selbst äussern. Zu den Äusserungen der Spitex schreibt die Medienstelle, man sei «überrascht» über die Aussagen der Spitex-Leitung. «Wir nehmen diese Aussagen mit Besorgnis zur Kenntnis, denn die Qualität der Versorgung unserer Patientinnen und Patienten hat für uns oberste Priorität», heisst es in einer schriftlichen Stellungnahme. Trotz hoher Arbeitsintensität wisse man um die Bedeutung des Schnittstellenmanagements zwischen Spital und Spitex.

Bernhard Pulver
Legende: Von allen Seiten unter Druck: Bernhard Pulver, Verwaltungsratspräsident der Insel-Gruppe. Keystone/Gaetan Bally

Zum Vorwurf, dass ein Klima der Angst herrsche, sagt Inselsprecherin Petra Ming: «Dieser Vorwurf macht uns Sorgen und nehmen wir sehr ernst.» Und weiter: «Da braucht es nun einen offenen Dialog.» Ming bestätigt, dass es rechtliche Auseinandersetzungen gegeben hat, wegen allfälligen bezahlten Abgangsentschädigungen. Bei der Pflege habe es Umstrukturierungen gegeben – mit Konsequenzen für einzelne Mitarbeitende. «Uns ist es nicht in jedem Fall gelungen, hier mit genügend Fingerspitzengefühl vorzugehen.» Die Fluktuation sei aber nicht auffällig. Nicht von der Hand zu weisen sei ein hoher Druck, gerade auch auf Angestellte im Pflegebereich.

Das sind die Hintergründe

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«Es herrscht eine Mobbing-Kultur»: Anfang März übte eine Gruppe von Ärztinnen und Ärzten scharfe Kritik an der Leitung des Berner Inselspitals. Sie hatten das Spital unfreiwillig und nicht im Guten verlassen. Der bekannte Herzchirurg Thierry Carrel, der fast 30 Jahre am grössten Spital der Schweiz gearbeitet hat, legte nach.

Der Ruf habe vor allem in der Forschung gelitten, der Patientenrückgang sei zudem «besorgniserregend». Auch die Mobbingvorwürfe aus seiner Zeit in der Insel seien ihm «nicht fremd». Er sei erstaunt, wie die Leitung der Insel derzeit auf Kritik abweisend reagiere. «Probleme werden negiert, das ist problematisch in einem so grossen Betrieb», sagte Carrel gegenüber SRF.

Danach äusserten auch insgesamt 42 Klinikdirektoren und Chefärztinnen in einem offenen Brief Kritik an den Zuständen am Inselspital.

Das Inselspital steht auch finanziell unter Druck: 2023 wird die Insel-Gruppe einen Verlust von rund 113 Millionen Franken ausweisen.

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 19.4.2024;06.31 Uhr, kobt;

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